Maike Strößer
Entspannung  Achtsamkeit  Meditation


GEDANKEN


Wer bin ich?
05. Februar 2024

Um jemanden kennen zu lernen, fragen wir oft: Und was machst Du?
Meist ist damit dann unser Rollenverhalten gemeint. Unser Beruf. Unsere alltäglichen Tätigkeiten. Du erzählst, was Du so machst. Oder gemacht hast. Deine Rollen, die Du im Leben übernimmst.
Wahrscheinlich würde es Dir jetzt nicht schwerfallen eine Liste deiner Tätigkeiten aufzuschreiben.
Aber hast Du Dich schon einmal hingesetzt und Dich selbst gefragt: Wer bin ich?

Wo im Körper spürst Du diese Frage? Wo hast Du das Gefühl, Antworten darauf zu finden?

Wer bin ich?

Versuche es einfach mal. Geh dieser Frage ganz in Ruhe immer mal wieder nach. Nicht grübeln! Geschehen lassen.
Setz Dich hin, auf Dein Kissen oder an einen bequemen Platz, schließe die Augen, atme ein paar Atemzüge ruhig ein und aus und frage Dich:
Wer bin ich?
Lass die Frage einfach auf Dich wirken. Ohne Ziel. Ohne Erwartungen.
Nimm achtsam wahr, welche Antworten Dir begegnen. Welche Bilder vielleicht in Dir entstehen. Unerwartet.
Wer bin ich?
Versuche dabei, so gut es geht, die Antworten so anzunehmen, wie sie in Erscheinung treten. Lass Dich überraschen! Liebevoll und wertschätzend. Ohne das, was auftaucht zu bewerten.
Wer bin ich?
Vielleicht wirst Du überrascht sein und Dir werden mit einiger Übung und Wiederholung, Dinge bewusst, die Du gar nicht mehr in Dir wahrgenommen hattest. Die untergegangen sind. Denen Du Dich nun wieder öffnen kannst.
Die Frage Wer bin ich? hilft Dir vielleicht, Dich zu erinnern. Hilft Dir, wieder dem Menschen zu begegnen, den Du vielleicht eine Zeitlang aus den Augen verloren hattest? Hilft Dir, Dir selbst zu begegnen?

Wer bin ich? hilft Dir vielleicht auch, Antworten zu finden, die es Dir ermöglichen, dem nachzugehen, was gerade ist. Vielleicht ermöglicht Dir die Frage Wer bin ich? auch, wieder bewusster wahrzunehmen, was Dich umgibt. Was hier und jetzt gerade ist, um Dich herum… Welche Einladungen des Lebens möchtest Du annehmen? Jetzt. In diesem Moment.

Denn Du weißt ja: „Die beste Weise, sich um die Zukunft zu kümmern, besteht darin, sich sorgsam der Gegenwart zuzuwenden.“
aus: Thich Nhat Hanh, Frei sein, wo immer du bist

Schau Dich um. Was siehst Du?



Hier und Jetzt
05. Januar 2024

Ich wünsche Euch ein frohes Neues Jahr!
Und in diesem Zusammenhang kommt mir direkt in den Sinn, dass ich heute im Vorbeigehen einen Satz über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten aufgeschnappt habe.
Zugegebener Maßen war ich in eben jenem Moment gerade abgelenkt, und so kam mir dieser Satz den ganzen Tag über immer wieder in den Sinn. Die Heiterkeit in schwierigen Zeiten…
Ich finde, es ist ein sehr wichtiges und durchaus auch amüsantes Thema. Es würde hier den Rahmen sprengen, aber vielleicht animiert es Dich ja, auch einmal darüber nachzudenken :)

Zum Neuen Jahr haben wir ja gerne mal die Angewohnheit uns mit Guten Vorsätzen zu beschäftigen.
Und sicherlich ist das auf den ersten Blick auch gar nicht verkehrt, sich einen bestimmten Ansatzpunkt zu suchen, um Dinge, die uns wichtig sind, tatsächlich umzusetzen.
Aber bei genauerer Betrachtung, brauchen wir den wirklich, diesen Ansatzpunkt? Braucht es dafür ein Silvester und ein Neujahr?
Vielleicht hast Du auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Beschäftigung mit Achtsamkeitsthemen und das regelmäßige Praktizieren, bei Dir dazu führen, dass Du immer weniger in festen Zeitabschnitten denkst, planst und lebst?
Dass Du immer weniger Vorsätze fasst und stattdessen einfach anfängst... Jetzt.
Ja natürlich, ich wünsche Dir ein frohes Neues Jahr, aber ich wünsche Dir vor allem ein frohes JETZT.
Ich wünsche Dir, dass es Dir in diesem Moment gut geht, Du Dich hier und jetzt für den Moment frei machen kannst, von Sorgen und Erwartungen.
Ich wünsche Dir, dass Du Dir zu jedem Augenblick bewusst bist, dass dies Dein Leben ist, Dein Moment. Jetzt.
Nenn es ein Wunder oder ein Geschenk.
Ich wünsche Dir, dass Du nicht darauf wartest, dass Dein richtiges Leben um die Ecke kommt. Denn Dein Leben ist schon da. Hier. Genau in diesem Augenblick.
Vielleicht spürst Du es, wenn Du in Dich hinein fühlst, oder während der Meditation… oder einfach jetzt in diesem Augenblick.
Schau Dich um. Was siehst Du? Nimm wahr, was ist.

… und vielleicht findest Du sie dann mit der Zeit auch immer öfter, die Heiterkeit in schwierigen Zeiten...



Wahrnehmen was ist...

19. Dezember 2023


DIE EINFACHEN DINGE IM LEBEN WERTSCHÄTZEN, das ist ein Teil von Achtsamkeit, der sich in der Vorweihnachtszeit gar nicht so selten verliert.
Denn, obwohl die Adventszeit ja als so besinnlich dargestellt wird, haben wir in dieser Zeit meist so viele Termine, Vorhaben und Verabredungen wie das ganze Jahr nicht.
Wie wäre eine gemütliche Tasse Tee, ein Blick auf das Morgenrot oder den wunderbaren Abendhimmel...
Auch wenn das ein altes Thema ist und sicherlich nichts neues für Euch, finde ich es dennoch lohnend, sich diesen Umstand immer wieder bewusst zu machen. Denn -  oft merken wir gar nicht, dass wir schon wieder mitten drin sind, im Weihnachtsstress. So ein paar Tage vor Heiligabend...
Ertappt?
Achte mal auf Deine Körperspannung während Du das hier liest. Was ist mit Deinen Schultern und Deinem Nacken? Verspannt? Bauchmuskeln? Angespannt? Drückt Deine Zunge fest gegen den Gaumen oder beißt Du sogar den Kiefer zusammen?
Versuche in diesem Moment, so viel Spannung loszulassen wie möglich… konzentriere Dich ein paar Atemzüge lang auf Deine Atmung… Lass alles locker… Vielleicht nimmst Du einen tiefen Atemzug… Spüre, wie Deine Füße Kontakt zum Boden haben…

Eine gute Technik gegen (Weihnachts-) Stress ist es, feste Vorstellungen loszulassen und sich von äußeren Erwartungen weitestgehend zu lösen.
Oft sind wir unzufrieden, weil wir eine bestimmte Vorstellung davon haben, wie die Dinge zu sein haben. Ein festes, meist perfektes Bild.
Mir kommt da in Bezug auf Weihnachten so eine Art Werbespot in den Kopf mit einem wunderschön erleuchteten Haus - im Schnee - die Fenster blitzen vor Sauberkeit und man sieht von draußen schon den hell erleuchteten wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen und eine glückliche, fröhliche, gesunde und ausgeschlafene Familie mit hüpfenden Kindern kommt gerade aus der Kirche nach Hause und setzt sich an den festlich gedeckten Tisch, auf dem schon - oh Wunder - ein köstliches Weihnachtsessen herrlich duftend bereit steht… Und alle freuen sich anschließend riesig über die schönen Geschenke. Kein Wunsch bleibt offen… Keine Enttäuschungen… jetzt fehlt nur noch eine herrliche Tasse Kaffee...

Soweit die Vorstellung :)

Manchmal ist es eben auch ganz anders. Und dennoch wunderschön?! Wenn wir nicht eine bestimmte Erwartung und Vorstellung von etwas haben, wie es sein sollte, wie es zu sein hat, sind wir auch in der Lage, uns an dem zu erfreuen, was ist. Wir nehmen die Dinge um uns herum bewusster war. Meist ist da bereits alles, was wir für den Moment brauchen um uns wohl zu fühlen.

Wahrzunehmen was da ist. Das ist gar nicht so leicht umzusetzten. Denn oft nehmen wir vorallem wahr, was wir NICHT haben.

Stell Dir vor es ist Heiligabend. Schau Dich um. Was siehst Du? Nimm die Dinge so an wie sie sind. Wir können keinen perfekten Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt erschaffen. Ich glaube, das Leben interessiert sich herzlich wenig dafür, ob nun Heiligabend oder der soundsovielte September ist… Vielleicht hast Du ein krankes Kind, um das Du Dich kümmern musst oder Du warst die letzten Tage zu sehr mit der Arbeit beschäftigt, um alles in Ruhe vorzubereiten. Vielleicht hast Du auch im Moment ganz andere Sorgen oder Existenznöte oder fühlst Dich gerade an Heiligabend sehr einsam oder kannst nicht zu Hause sein…
Versuche dann so gut es geht, Deine Vorstellungen von dem wie es sein sollte, loszulassen. Schaue was ist. Schau was Dich umgibt. Mach es Dir schön, mach Dir einen besonderen Abend. Lass es Dir gut gehen. Egal wie.
Wenn es Dir Spaß macht, etwas aufwendiges und besonderes zuzubereiten, dann tu das. Aber falls es Dich unter Druck setzt, brauchst Du vielleicht auch gar nicht den halben Tag in der Küche zu stehen und zu kochen? Vielleicht reicht heute auch einfach mal eine Dose Ravioli :) … Du könntest frische Petersilie drüber streuen…
Nimm ein wenig Druck raus. Schraub Deine Erwartungen runter. Nimm den Zustand wahr, der gerade ist. Nicht die Vorstellung davon, wie Du es gerade gerne hättest. Diese Vorstellung beruht meist eher auf äußeren Erwartungen und kommt nicht aus Deinem Innern.

Heiligabend ist für die Allermeisten hier ein ganz besonderer Abend. Und das soll er auch bleiben.

Lass das Besondere aus Deinem Herzen kommen.
Am Ende geht es an Weihnachten um die Liebe untereinander. Um das Miteinander. Das Streben nach Wohlbefinden, Akzeptanz und Mitgefühl. Um den Augenblick. Die kleinen Nettigkeiten. Ein Lächeln. Eine Umarmung. Ein offenes Ohr.

Darum, dass es nicht selbstverständlich ist, ein Weihnachten in Frieden und Freiheit zu verbringen.

Und so sehr Dich die Einstellung Deiner Familie, Eltern, Geschwister, Schwägerin oder Schwager vielleicht auch ab und zu aufregen, Du gerade vielleicht genervt bist von Deinem Partner, Deiner Partnerin … mache Dir bewusst: ganz eigentlich trägst Du sie alle in Deinem Herzen :)

LASST UNS DIE EINFACHEN DINGE IM LEBEN WERTSCHÄTZEN. Eine gemütliche Tasse Tee, einen Blick auf das Morgenrot oder den Abendhimmel…

Ich wünsche Euch von Herzen frohe und friedliche Weihnachten!



Ein etwas ernsterer Adventsgruß **+*+++*+

04. Dezember 2023


Ich möchte Euch für die diesjährige Adventszeit einen Text des mittlerweile verstorbenen Zen Mönchs und Friedensbotschafter Thich Nhat Hanh mit auf den Weg geben und wünsche Euch an dieser Stelle von Herzen eine friedliche Adventszeit!


Thich Nhat Hanh schreibt:

"Das Leid eines Menschen repräsentiert das Leid der Welt. Wenn Sie einem Menschen helfen können, helfen Sie der Welt. Solange wir nicht fähig sind, unserer eigenen Angst und Wut zuzuhören und sie zu verstehen, werden wir nicht in der Lage sein, der Angst und Wut anderer Völker zuzuhören und sie zu verstehen. Hass, Gewalt, Wut und Terrorismus entstehen aus falschen Vorstellungen. Als Nationen wie als Einzelne haben wir sehr viele falsche Vorstellungen voneinander, und diese sind die Grundlage unseres Hasses, unserer Angst und unseres Misstrauens. Wir alle müssen tiefes Zuhören und tiefes Schauen praktizieren, damit wir uns selbst, andere und die jeweilige Situation besser verstehen und unsere falschen Vorstellungen aufgeben können. Diese Arbeit kann nicht durch Bomben, Gewehre und militärische Macht getan werden. Noch kann sie von unserer gewählten politischen Führung gleistet werden. Die Lage unseres Landes und unserer Welt ist zu wichtig, als dass wir sie allein den politischen Akteuren anvertrauen sollten.

Wir müssen tiefes, mitfühlendes Zuhören und liebevolles Sprechen gegenüber uns selbst, unseren Lieben, in unserer Gemeinde, gegenüber Fremden und auf allen Ebenen der Gesellschaft praktizieren."


* aus Thich Nhat Hanh, Einfach versöhnen, O.W.BARTH, 2018

 
 
 
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